Unverhofft kommt oft und wenn mir vor ein paar Wochen jemand gesagt hätte, dass ich dieses Jahr nach Albanien zum Fotografieren kommen würde – ich hätte ihn recht mitleidsvoll belächelt.
Aber, ich bin dann doch hingekommen. Wie kam´s?
Ich bin mäßiger facebook-Nutzer und dort praktisch ausschließlich in Fotogruppen unterwegs. Vor einiger Zeit hat ein recht rühriger Albaner namens Jetmir Troshani die fb-Fotogruppe „Wild Europe“ gegründet mit dem Ziel des gemeinsamen Austausches im Bereich Wildlife-Fotografie. Dazu hat Jetmir dann mehrere Fotografen eingeladen, Mitglieder dieser Gruppe zu werden. Ich weiß zwar nicht, nach welchen Kriterien diese Auswahl stattfand, aber ich war auch einer derjenigen, die Mitglieder dieser Gruppe werden sollten und ich nahm die Einladung an.
Irgendwann Mitte Mai diesen Jahres schrieb mich Jetmir mit einer Einladung für ein Wochenende nach Albanien in die Stadt Skhodra an. Nach einiger Überlegung und Organisation konnte ich die Einladung annehmen – und die Entscheidung war gut!
So ging es also am 02. Juli, nachdem auch endlich der Covid-Impfvollschutz hergestellt war, nach Tirana. Abholung und Verbringung zum Hotel klappten perfekt, wie auch die gesamte Organisation der Kurzreise absolut top war.
Der Rest des ersten Tages wurde mit Kennenlernen und einem Sightseen-Programm verbracht, mit Besuch des Zentrums von Shkodra sowie des dort befindlichen Marubi-Museums (Pietro Marubi ist ein ursprünglich italienischer Fotopionier, der es in Albanien zu einiger Bekanntheit gebracht hat). Ein fürstliches Dinner (albanisches Essen ist absolut empfehlenswert!) rundete den Tag ab.
Der folgende Tag begann früh, um 0520 Uhr verließen wir das Hotel (wirklich top!) und begaben uns auf Pirsch in die um Shkodra herumliegenden Anhöhen. Die Landschaft ist dort wirklich sehr interessant und mit etwas Geduld und Zeit kann man dort sicherlich einige Kleinvögel sowie auch Insekten und Reptilien entdecken. Im Ansatz war dies auch auf die Schnelle möglich, aber Zeit war natürlich das Hauptproblem an diesem Wochenende und unser Schwerpunkt auch ein anderer, so dass die Pirsch letztendlich in erster Linie nur dem Kennenlernen der Örtlichkeit diente.
Von den Anhöhen marschierten wir dann direkt hinunter zum Shkodra-See, wo wir uns nach einem ausgiebigen Frühstück dem ersten Schwerpunkt des Tages und somit der gesamten Tour zuwandten: der Ausfahrt über den Shkodra-See zu den seltenen Weißbartseeschwalben. Der Shkodra-See bietet diesen Seeschwalben noch die Möglichkeit in großen Kolonien auf natürlichen Brutstätten zu brüten (Aus Deutschland kenne ich das bei den Sumpfseeschwalben eigentlich nur so, dass diese weitgehend auf künstlichen Nisthilfen brüten.).
Bereits auf der kurzen Ausfahrt hin zu den Teichrosenbereichen, die natürlich nicht befahren wurden, konnten wir erahnen, was der See sonst noch an Artenreichtum bietet: Seiden-, Grau- und Nachtreiher konnten wir beobachten wie Zwergdommel, Kormoran, Zwergscharbe, Rohrweihe und diverse Kleinvögel wie Rohrsängerarten
Schließlich gingen wir vor dem Teichrosenbereich vor Anker und konnten die wenig scheuen Weißbartseeschwalben bei ihrer Jagd nach Libellen beobachten. Auch wenn das Licht etwas hart war, konnten wir hier Seeschwalben satt fotografieren.
Im Anschluss war eine körperliche Stärkung nötig und es erwartete uns ein hervorragendes Mittagessen mit anschließender Siesta, nach der es am späten Nachmittag zu unserem zweiten Schwerpunkt weiterging: den Krauskopfpelikanen. Diese brüten zwar nicht am Shkodra-See, jedoch halten sich insbesondere Jungvögel hier auf, die aus weiter entfernt gelegenen Brutgebieten hierher ziehen. Nach einer weiteren kurzen Bootsfahrt konnten wir schließlich eine schöne Anzahl an Pelikanen ausmachen – jedoch mit einem kleinen Wehrmutstropfen: durch den See verläuft die Grenze von Albanien zu Montenegro. Leider befanden sich die Pelikane kurz hinter der Grenze auf montenegrinischem Hoheitsgebiet, so dass wir leider nicht ganz so nah wie gewünscht an die Vögel rankamen. Dennoch bleibt abschließend zu sagen, dass es ein gelungener und schöner Ausflug war.
Nach Abendessen und einer kurzen Nacht bestand der 04. Juli nur noch aus der Rückreise nach Deutschland.
Die Gegend hat mich durchaus nachhaltig beeindruckt. In vielen Bereichen recht ursprünglich geblieben, bietet sie mit dem Shkodra-See insbesondere zu Zugzeiten eine enorme Artenvielfalt. Ich kann mir vorstellen, mit etwas mehr Zeit wiederzukommen. Das Treffen, dass praktisch zu 100% von der Stadt Shkodra gesponsort worden war, war toll, die Fotografen-Gruppe super-nett und symphatisch und die Organisation des Ganzen perfekt – hätte nicht besser sein können!
Vielen Dank, Jetmir, dass ich dabei sein konnte!
PS:
Fast genauso interessant wie die Fauna und letztendlich erstaunlich, war, dass das Event ein so großes Interesse hervorrief, dass wir nahezu während des ganzen 03. Juli von mehreren Presseteams begleitet wurden und der ein oder andere Teilnehmer neben der Bürgermeisterin von Shkodra danach im albanischen Fernsehen zu sehen sein konnte... ;-)