Zu Besuch bei Leiv Arne Aakset und seinen Steinadlern

 

Vorgeschichte:

Steinadler faszinieren mich von Kindesbeinen an. Kaum eine andere Vogelart beeindruckt mich so tief wie dieser majestätische Greif. Der Steinadler ist eine meiner absoluten Lieblingsarten.

Insofern ist es schon fast logisch, dass ich als Naturfotograf auch versuche, diese Art vor die Linse zu bekommen.

 

Vor einigen Jahren ist mir das in der Schweiz schon einmal gelungen (s. Kurzbericht), danach konnte ich mehrere Jahre keine Steinadler beobachten und fotografieren.

Allerdings werden regelmäßig im Winterhalbjahr eine Vielzahl von Steinadler-Bildern in den diversen Foren gezeigt, so dass eben auch regelmäßig im Winter bei mir der Wunsch entsteht, wieder einmal Steinadler sehen zu können. 

Und so kam es, dass ich Anfang Februar nach Norwegen fuhr, um den Steinadler zu fotografieren.

 

In Skandinavien gibt es mehrere Anbieter von Foto-Hides, aus denen heraus es möglich ist, Steinadler zu fotografieren. Ich habe mir das Versteck von Leiv Arne Aakset dazu ausgesucht. In den sozialen Netzwerken ist es relativ leicht möglich, zum einen entsprechende Anbieter zu finden und zum anderen, über den Saisonverlauf mit zu verfolgen, wie gut die Hides dann auch tatsächlich von den Vögeln aufgesucht werden. Die Bilder, die Leiv aus seinem Versteck über die Jahre gezeigt hat, haben mir immer gefallen und auch im Winter 2022/23 entstand anhand der von Leiv gezeigten Fotos der Eindruck, dass die Adler das Versteck häufig und regelmäßig anflogen.

Somit entschloss ich mich im Januar relativ relativ kurzfristig, es mit einem Besuch bei Leiv zu versuchen. Der Kontakt wurde aufgenommen, Platz im Hide war noch vorhanden, Urlaub wurde genehmigt – es konnte also losgehen! Drei Nächte und zwei Foto-Tage im Versteck waren geplant!

Organisation:

 Leivs Versteck liegt in Südnorwegen, ca. eine Autostunde nördlich von Kristiansand. Kristiansand ist entweder per Fähre oder Flugzeug erreichbar. Ich entschied mich aus Zeitgründen und weil es vom BER aus eine recht gute Flugverbindung nach Kristiansand (via Oslo) gab, für die Anreise mit dem Flugzeug. Will man mit dem Auto anreisen, um etwas flexibler zu sein, kann man mit der Fähre nach Kristiansand anreisen und dann weiterfahren.

Ich benötigte kein Auto vor Ort, eine Abholung vom Flughafen durch Leiv war im Preis inbegriffen, ebenso die Verbringung von der Ferienwohnung zum Versteck und zurück. Zudem bot sich Leiv an, mich abends bei Bedarf beim einzigen Supermarkt vorbeizufahren, sollte ich etwas von dort benötigen.

 Die Unterkunft buchte ich bei Leiv mit. Es handelt sich dabei um eine Ferienwohnung, mit drei Schlafzimmern (insgesamt vier Betten), zwei Badezimmern, Wohnzimmer und voll ausgestatteter Küche. Einzig Bettwäsche / Schlafsack und Handtücher müssen mitgebracht werden.

Ich hatte einen Schlafsack mit.

 

Der Anreisetag inkl. Abholung vom Flughafen klappte perfekt und am frühen Morgen des nächsten Tages ging es dann los ins Versteck. Leiv holte mich um 0600 Uhr von der Wohnung ab und ca. 15min später waren wir bereits im Versteck, welches sich maximal 200m neben einer Straße befindet, so dass es auch mit Gepäck ohne allzu langen Fußmarsch erreicht werden kann.

 

 Wie andere Hide-Anbieter auch, legt Leiv Wert darauf, dass das Versteck noch deutlich vor Sonnenaufgang bezogen wird und nach Sonnenuntergang verlassen wird, um ja kein Misstrauen bei den Vögeln aufkommen zu lassen. Bei dem Versteck handelt es sich um eine recht geräumige Hütte, die vier Fotografen Platz bietet. Jeder einzelne Platz wiederum bietet die Möglichkeit, zwei Setups in Sitzhöhe und eines in Bodennähe aufzubauen. Die Objektive werden durch eine Art Sack nach draußen geführt, so dass hier keine Scheibe zusätzliches Licht schluckt. 

 

Sichtbereiche nach draußen sind mit Folie überklebt, so dass die Vögel nicht ins Innere der Hütte blicken können. Stative muss man nicht mitbringen, es gibt die Möglichkeit, Stativköpfe vor Ort zu montieren. Zudem gibt es in der Hütte einen Ofen, der den Raum so mollig heizt, dass ich am späteren Vormittag im T-Shirt sitzen konnte. In einem Nebenraum gibt es für den Fall der Fälle eine kleine Camping-Toilette.

 

Während ich nach Ankunft am Hide meine Sachen aufbaute, präparierte Leiv das Vorfeld. Neben dem Luder für die Adler, was weitgehend aus verunfallten Wildtieren besteht, pflegt Leiv auch zwei Singvogelfutterstellen.

Eine hervorragende Idee, wie sich im Laufe der nächsten zwei Tage noch herausstellen sollte. 


 

Dann verließ mich Leiv und für mich war nun Warten auf den Sonnenaufgang angesagt.

Erwartungen:

Nun ja, ich war ja wegen Steinadler nach Norwegen gefahren – insofern wollte ich natürlich auch Steinadler sehen und vor allem hoffentlich auch gut fotografieren. Zudem hatte ich in den Wochen meiner Beobachtungen von Leivs Bildern immer wieder auch einen Habicht gesehen – den hätte ich natürlich auch gerne mitgenommen.

Also kurz zusammengefasst: Viele Steinadler und vielleicht ein bisschen Habicht.

 

Wie war´s?

Nachdem Leiv gegangen war, dauerte es zunächst noch einige Zeit, bis es einigermaßen hell wurde. Und dann kamen plötzlich schlag- und überfallartig eine Riesenmenge an Raben- und Singvögeln vor das Hide, um sich an den Futterstellen zu bedienen. Dies zog sich über die gesamten zwei Tage so hin. Dominant waren die in großer Anzahl auftretenden Elstern, dazu Nebelkrähen, Eichelhäher und Kolkrabe

Berg- und Grünfinken in gemischten Schwärmen waren die häufigsten Finkenvögel vor dem Hide:

 

Der Kolkrabe trat nur paarweise auf und hielt sich am liebsten dezent im Hintergrund. 

Ganz anders die Elstern und Nebelkrähen, die in großen Trupps unterwegs waren und auch immer wieder versuchten, den Adlern etwas vom Fleisch zu stibitzen.

 

 

 

 

 

 

 

Mit Sumpf-, Blau-, Kohl, und Tannenmeise waren vier Meisenarten zu beobachten. Die Sumpfmeise am wenigsten oft und ziemlich hektisch, die anderen Arten relativ entspannt und Blau- und Kohlmeise auch in größerer Individuenanzahl.

Zusammen mit den Rabenvögeln und Finken sorgten sie auch durch ständige Interaktion dafür, dass es auch in der Adlerlosen Zeit nie wirklich langweilig wurde.


 

Der schönste Singvogel vor dem Versteck, der Gimpel, hat mich von den kleinen Vögeln am meisten gefreut, hatte ich doch bislang noch keine brauchbaren Fotos von dieser Art machen können. 

 

Der Kleiber in der Unterart Sitta europaea asiatica war für mich eine Erstsichtung:

 

 

Und die Steinadler?

Ja, die kamen auch!

 Der erste ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Ein erwachsenes Tier. Leider stand der Wind etwas ungünstig, so dass der Vogel von hinten über die Hütte kommend anflog und dann später nach vorne wieder wegflog, so dass der Vogel während der Flugphasen nur von hinten zu bewundern war.

Im weiteren Verlauf des Vormittags kam ein zweiter Adler – diesmal ein sehr schön gefärbter Jungvogel, vermutlich sogar ein Vogel aus 2022.

 

Dieser Vogel bewegte sich etwas mehr vor dem Versteck, so dass hier dann auch etwas interessantere Beobachtungen möglich waren. Nachdem dieser Vogel wieder abgeflogen war, musste ich mich zunächst länger mit den Singvögeln beschäftigen.

 


Ein weiterer Anflug erfolgte dann erst wieder am Nachmittag.

Es begann bereits zu dämmern, als wieder zunächst der adulte Vogel kam. Kurz darauf folgte wieder ein Jungvogel, aber diesmal offensichtlich ein anderes Tier als am Vormittag, was ich aufgrund des etwas anders gezeichneten Federkleides folgerte.

 

Dieser Jungvogel tat mir dann auch den Gefallen und landete zunächst weit weg vom Luder, an das er sich dann mit einem kurzen Flug auf das Versteck annäherte. 

 

So kam ich dann doch noch zu Bildern, die ich mir am meisten gewünscht hatte: Ein Steinadler im Anflug!

 

Und dann erfolgte die eigentliche Überraschung der zwei Tage: unerwartet gesellte sich ein junger Seeadler zu den Steinadlern!

Leider war es da inzwischen schon so dunkel, dass es nur noch recht schwierig war, alles gut wahrzunehmen. Dennoch ein wirklich erfreuliches Ereignis. 

 

 

Danach ging es zurück in die Wohnung und am nächsten Tag wieder in aller Früh ins hide.

 

Der zweite Tag war im Prinzp eine Wiederholung des ersten Tages.

Viele Singvögel, dazu die Steinadler und auch der Seeadler, der sich den Platz wohl gemerkt hatte und ebenfalls wieder mit von der Partie war, so dass auch der zweite Tag durchaus erfolgreich und auf jeden Fall interessant war.

 

 

Fazit:

 Mir haben die beiden Tage ziemlich viel Spaß gemacht. Ich habe mehr Arten erleben können als ich mir zu Beginn der Tour vorstellen konnte – auch wenn der Habicht nicht kam.

Aber drei Stein- und ein Seeadler - was will man mehr?

 

 Die Organisation war sehr gut, Leiv engagiert und immer darum bemüht, es mir als Gast recht zu machen. Die Wohnung war gut, zumal zu diesem Preis, das Hide gut ausgestattet. 

 

 Klar, die Adler hätten noch öfter anfliegen können, aber so ist Wildlife, da machen die Vögel halt, was sie wollen.

Vielleicht waren sie dann doch auch etwas vom Wetter beeinflusst – was tatsächlich das einzige war, was ich mir doch etwas anders gewünscht hätte.

 

Es war bis auf einen kurzen Moment am ersten Tag insgesamt relativ dunkel, der Himmel war weitgehend bedeckt. Der zweite Tag bescherte mir Dauernieselregen, was die Lichtverhältnisse gegenüber dem ersten Tag noch verschlechterte. 

Somit kamen lauter stark durchnässte Vögel vor´s Versteck, die aussahen, wie halb-gerupfte Hühner. Da steckt man natürlich nicht drin, als Hide-Vermieter auch nicht und das ist dann einfach so hinzunehmen.

 

 

Ich kann mir gut vorstellen, dass ich Leiv Arne Aakset nochmals besuche, entweder, um meine Sehnsucht nach Steinadlern ein weiteres Mal zu stillen oder vielleicht auch im Herbst, wenn sich durchziehende Sperber vor dem Versteck aufhalten – oder für beides!

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Thomas (Dienstag, 14 März 2023 08:06)

    Segr schöner Bericht... Danke fürs teilen Stefan.

  • #2

    Volker (Samstag, 18 März 2023 21:42)

    Tolle Reisebeschreibung und Aufnahmen, Stefan.